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Woche 4: Mehr Wochenende als Schule

 Nicht zu glauben, aber wahr: Der erste Monat in Irland ist rum! Und als wäre es zu diesem Anlass so gekommen, hatte ich diese Woche nur drei Schultage, da Donnerstag eine Fortbildung für die Lehrer*innen war und ich Freitag aufgrund des Besuchs meiner Schwester nicht in die Schule musste. Aber fangen wir von vorne an!

In der Schule selbst war es wieder entspannt und Dienstag, das ist anscheinend der Activity Day, wie ich festgestellt habe, haben wir wieder etwas unternommen: In einem Waldgebiet in Nähe der Schule sind wir in Teams Parcours durchgelaufen (durchspaziert trifft es eher), auf denen wir Buchstaben gefunden haben und notieren mussten - die Schnellsten gewinnen. Klingt an sich nicht komplex, aber das Wetter hat es nicht leichter gemacht - irgendwie muss die Sonne an ihrem Timing in Irland noch etwas arbeiten. Mein Team war nicht wirklich schnnell und dazu kam, dass wir eine Buchstaben verpasst haben (kein Kommentar), weshalb ich mit ziemlicher Sicherheit dachte wir hätten verloren - Tja, falsch gedacht: Am nächsten Tag kam die Jahrgangsstufenleiterin rein und meiner und der Name eines anderen Mädchens wurden aufgerufen. Ich dachte erst schon, ich hätte irgendwas angestellt, ohne es wahrgenommen zu haben, aber als ich nach vorne gekommen bin, drückte sie mir eine Tafel Schokolade in die Hand und meinte ,,Congratulations". So kann's auch gehen! Wie eine wirkliche Siegerin fühle ich mich nun zwar nicht wirklich, aber ich muss sagen, die Schoko ist schon echt gut.

Sonst gibt's aber nicht viel Neues, außer dass wir jetzt einen sogenannten Sprachhelfer im Deutschunterricht haben (fragt mich nicht, was das ist, ich hab genauso wenig Ahnung), der aus Göttingen kommt und in Münster studiert hat. Viel mehr weiß ich auch nicht, außer dass sein Lieblinsessen Geschnetzeltes ist und er in seiner Freizeit er gerne Ski fährt und wandern geht. Irgendwer muss ja den deutschen Stereotypen repräsenieren.

Am Donnerstag bin ich mit zwei Freundinnen aus Italien, die auch auf meine Schule gehen und daher ebenfalls frei hatten, nach Dungarvan gefahren und haben uns die kleine Hafenstadt angeguckt. Wir waren auch in einem Museum über die Geschichte des County Waterfords und hatten leckeres Eis, passend zum tollen Wetter.

Und am Freitag kam schon meine Schwester Julia mit ihrer besten Freundin Sarah, nachdem sie die vorherigen vier Tage in Dublin verbracht hatten. Tatsächlich musste ich auch nicht zur Schule gehen - ja, das ist hier ziemlich gang und gebe, sich für ein persönliches Ereignis beurlauben zu lassen, also wollte ich das auch mal nutzen. Also hab ich sie schon um zwölf Uhr am Busbahnhof in Waterford abgeholt und ihnen die Stadt gezeigt. Darauf sind wir nach Tramore gefahren, ich hab ihnen meine Gastfamilie und die Hunde vorgestellt und anschließend das wunderchöne Meer. Sie waren total begeistert und mir ist zum Neuen bewusst geworden, wie unglaublich glücklich ich mich schätzen kann, hier zu sein. Zum Abendessen haben wir vegane Burger gegessen und Sarah hatte ein Guinness. Dann hab ich sie wieder zum Bus gebracht, weil ihr Hotel in Waterford war.

Samstag ging es aber schon wieder früh los: Um zwanzing nach acht haben wir den Bus nach Limerick, Irlands drittgrößte Stadt nach Dublin und Cork, genommen. Vorallem haben wir uns das King John's Castle und die dortigen Ausstellungen zur Geschichte Irlands angeschaut, sind aber auch so durch die Stadt gegangen. Ein weiteres Highlight war die St Mary's Cathedral und dessen kleiner Friedhof, der direkt aus einem Horrorfilm stammen könnte. Abends gab's Burritos und Tortillas mit Käsesoße in einem mexikanischen Restaurant, wonach mein Hals und alles restliche im Breich des Kopfes in Flammen stand. Im übertragenden Sinne. Angefühlt hat es sich aber wie wortwötlich.

Sonntag ging es dann aber etwas entspannter zu: Vormittags haben wir uns in Tramore getroffen und einen sechs Kilometer langen Spaziergang entlang der Klippen unternommen. Wir wurden fast weggepustet und es hat hin und wieder geregnet und trotzdem haben wir nicht wenige Leute im Wasser baden gesehen. Einfach verrückt, die Iren! Als ich Julia und Sarah dann wieder nach Waterford zum Bus nach Dublin begleitet habe, hat es aber erst richtig angefangen zu strömen und als ich wieder im warmen Haus angekommen bin, war ich klitschnass. War ich aber eigentlich schon nach den ersten fünf Minuten, in denen wir in Tramore auf den Bus gewartet haben. Die Fussili mit Pesto, die ich mir dann gemacht habe (es hat überraschenderweise nicht mal so schlecht geschmeckt) und die Lindor-Schoko und das Salzlakritz, frisch importiert aus Deutschland durch Julia, haben zumindest meine Seele erwärmt. Gerade höre ich auch mal wieder 1live seit einem Monat und verfolge die Bundeskanzlerwahl, was mich wahrscheinlich noch nie so sehr interressiert hat wie jetzt - Daumen drücken!

Ich muss sagen, dass trotz des schlechten Wetters heute diese Woche wohl eine meiner schönsten war - ich fühle mich unglaublich wohl hier und bin dankbar für die vielen Erfahrungen, die ich jetzt schon gesammelt habe. Ich sehe glücklich auf den letzten Monat zurück und freue mich auf das, was da noch kommt.

Übrigens: Weil ich so viele Bilder habe, die ich gar nicht in die Wochenberichte eingebaut bekomme, werde ich demnächst eine Gallerie hier in meinem Blog hinzufügen - bleibt gespannt!