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Woche 8: Halbzeit!

Es ist so weit: Die letzte Woche des Midterms hat angefangen und somit ist die Hälfte meines Auslandsaufenthaltes rum! Für mich ist es kaum zu glauben, dass ich nun schon zwei Monate hier bin und mir fällt es auch des öfteren schwer, alles Erlebte zu verarbeiten oder zu realisieren, dass ich gerade 1000 Kilometer ohne Familie, Freunde oder überhaupt irgendwas vertrautes von zu Hause weg bin. All die Erfahrungen, Abenteuer und Bekanntschaften kann mir keiner mehr wegnehmen und ich bin dankbar für diese einmalige Chance, so etwas zu erleben.

Aber wollen wir mal von meiner Woche erzählen! So kurz vor den Ferien ging etwas entspannter zu und es gab mehr spaßige  Aktivitäten. Zum einen hatten wir nämlich Disability Awareness Week, worum es auch am Activity Tuesday ging. Nachmittags hat sich das ganze Transition Year in der Turnhalle versammelt und Spiele gespielt, die darauf fokussiert waren, behindertengerecht zu sein. So haben wir zum Beispiel Volleyball gespielt, nur im Sitzen. Mit einem Luftballon. Mit einer Bank dazwischen. Ebenfalls gab es ein Spiel, das so ähnlich wie Fußball war, nur dass die Augen verbunden waren und der Ball mehrere Glocken innen drin hatte. Außerdem haben wir Boccia gespielt, was außer mir gefühlt niemand kannte und ich weiß immernoch nicht, was daran besonders behinderetengerecht war, aber Spaß gemacht hat es trotzdem.

Neben der Disability Awareness Week gab es auch noch die Maths Week, in der wir jeden Tag im Matheunterricht ein kleines Rätsel gelöst haben (das ziemlich machbar war) und unsere Antwort anschließend in eine Box geworfen haben. Am Ende der Woche wurden dann die Gewinnerinnen gezogen - ich war nicht darunter, aber eine Klassenkameradin, für die wir uns natürlich alle gefreut haben.

Auch in Deutsch war es etwas interessanter als sonst: Der Sprachhelfer aus Göttingen, der seit über einem Monat hinten in der Klasse sitzt, hat eine Präsentation über Halloween in Deutschland gehalten. Insgesamt kam mir vieles etwas übertrieben vor, weil ich noch nie so richtig das Gefühl hatte, dass es zur deutschen Kultur dazugehört (tut es ja genau genommen auch nicht), aber wahrscheinlich war ich auch so ziemlich die einzige, die etwas vom Vortrag verstanden hat, weil dieser ganz auf deutsch war und die meisten  es nicht mal hinbekommen, einen normalen Satz zu bilden. Naja! Witzig war es trotzdem, weil ich ebenfalls die einzige war, die sich in der Stunde gemeldet hat, um etwas vorzulesen oder übersetzen, und der Sprachhelfer gar nicht mehr aufm Schirm hatte, dass ich auch aus Deutschland komme und erstaunt war, wie gut ich denn schon deutsch sprechen kann. Wir haben ihn einfach mal in diesem Glauben gelassen!

In Personal Development ist der Lehrerin mal ein besserer Stundeninhalt eingefallen, als uns Mandalas aumalen zu lassen (was wir jetzt übrigens in der letzten Mathestunde gemacht haben, sonst wäre der Entzug zu groß gewesen) und deshalb haben Plakate zur LGBTQ+ Awareness erstellt. Anschließend haben wir diese in der Lunchbreak in der Eingangshalle präsentiert und viel positives Feedback bekommen.

Freitag war dann der letzte Schultag, an dem wir nicht nur noch weniger als eh schon gemacht haben, sondern es war auch noch Colour Day, wo jeder Jahrgang Oberteile in verschiedenen Farben angezogen hat. Die Transtion Years haben grün zugeteilt bekommen, wo ich für mich erstmal Schwarz gesehen habe (sehr witzig, ich weiß), dann ist mir aber aufgefallen, dass ich tatsächlich meinen olivfarbenen Sweater mitgenommen habe, also alles prima. Da die Konzentration aller an diesem Tag sowieso bei null und noch niedriger war, konnten wir schon um 12 gehen, was auch mal ganz angenehm war. Ich hab mich zum Tea (so nennt man hier die Hauptmahlzeit am Tag, war am Anfang, okay, eingentlich immer noch, ziemlich verwirrend) mit ein paar Freunden am Strand in Tramore getroffen und anschließend einen Spaziergang mit ihnen gemacht, was auch mal ganz nett ist, wenn man sonst immer erst abends zu Hause ist.

Hier noch eine Geschichte vom letzten Schultag einer Freundin, was die Schule in Irland recht gut beschreibt: In Home Economics wollte ihre Lehrerin mit der Klasse Kakao machen, aber die Becher haben gefehlt. Deshalb ist die Lehrerin zu ihr, Jette, und ihrer Sitznachbarin gegangen, hat ihr ihre Kreditkarte und die PIN dafür gegeben und alleine zur nächsten Tanke geschickt. Ja. Ernsthaft. In Deutschland ist es ja schon eine Ehre, wenn ein*e Lehrer*in einem den Schlüssel für den Klassenraum in die Hand drückt, aber das ist ja noch mal next level - meinen Lehrer*innen hier würd ich das aber auch zutrauen, wenn ich drüber nachdenke.

 Am Samstag bin ich mit drei Freund*innen nach Waterford gefahren, um ins Waterford Crystal zu gehen. Das ist ein riesiger Laden mit Glaskunstwerken, handgefertigt in der Manufaktur nebenan. Da von 100 bis 20.000 Euro aber alles dabei ist, sehen es viele eher als kostenlose Ausstellung an, so wie wir natürlich auch. Vieles sah aber auch aus wie das Geschirr in den  Vitrinen älterer Leute, weshalb ich selber wahrscheinlich nur die Hälfte des Ladens mitgenommen hätte. Funfact: Als Obama während seiner Amtszeit am St. Patrick's Day nach Irland kam, hat er eine Schüssel vom Waterford Crystal geschenkt bekommen!

Insgesamt hat man dann aber doch recht schnell das ganze Geschäft durchgekämmt gehabt (es wäre wahrscheinlich noch schneller gegangen, hätte man nicht auf jedes Preisschildchen geschaut und sich darüber lustig gemacht), weshalb wir im Anschluss das ,,House of Time", ebenfalls in Waterford, besucht haben. Bei diesem Museum handelt es sich um Uhren, hauptsächlich alte Standuhren aus Holz mit schönen Verzierungen, aus aller Welt und aus allen Jahrhunderten. Insgesamt ganz interessant - es gab sogar eine Abteilung für deutsche Kuckucksuhren!

Was an dieser Stelle käme, wäre wohl die Nacherzählung meines Sonntag, so schön wie ich die anderen ja auch immer schreibe, aber ich muss euch überraschen: Die kommt nicht, da ich ab dann für drei Nächte mit Freunden in Dublin bin und es logischer ist, wenn ich davon in einem Beitrag berichte! Also bleibt gespannt und bis nächste Woche!