Nach meinem zweiwöchigen Praktikum geht’s zurück in die Schule, wo wir uns mit allen über die vielen gesammelten Erfahrungen ausgetauscht haben! Im Unterricht und drum herum gab es ebenfalls ein paar Änderungen, angefangen damit, dass die Schule diese Woche wieder ein Motto hatte: Es war College Awareness Week - was das denn sein soll, erfahrt ihr später. Beim Wetter gab es einen riesigen Temperatursturz, sodass man wirklich komplett aufgeschmissen war, wenn man Handschuhe und Mütze vergessen hat (ich spreche aus Erfahrung). Zwar hat es nicht geschneit (Schnee ist generell nicht häufig hier (schnief)), aber morgens waren auf Dächern und Wiesen schon dünne weiße Schichten -vielleicht reicht's dafür ja nächste Woche.
Ich hatte ja schon mal zu einem früheren Zeitpunkt erwähnt, dass wir in der Schule 'rotating classes' haben (glaub ich zumindest), wozu bei mir gerade Geschichte, Chemie, Accounting und Politik gehören, und diese Woche ist die letzte Woche der ersten Rotation! Um ehrlich zu sein fand ich diese Fächer gar nicht mal so schlecht - das einzige, was mich beim ersten Mal hören nicht so zu 100% begeistert hat, war Chemie, was ich in Deutschland abgewählt hatte und mich jetzt trotzdem weiterhin verfolgt hat, aber dadurch dass wir wirklich nur Experimente ohne ihrgendeine Theorie gemacht haben (ein wenig schwachsinnig ist das vielleicht schon, geb ich zu), war es überhaupt nicht miteinander vergleichbar.
Wovon ich ein wenig enttäuscht bin, ist Accounting, da wir dort grob genommen nur Familien- und Firmeneinkommen mithilfe von Exceltabellen berechnet und zum Anfang jeder Stunde ein neues Arbeitsblatt bekommen haben und dann noch eins und noch eins... Schon ziemlich traurig, denn gerade während der College Awareness Week wurde es ins gute Licht gestellt, Accounting zu studieren und es sei ja überhaupt nicht langweilig oder repetitiv, denn das war es im Unterricht definiv. Politics und History haben mir (wie auch in Deutschland) sehr gut gefallen und ich finde es schade, dass es nur Rotierende Fächer sind und keine Durchgängigen, weil es einfach so viel Spannendes und Wichtiges in diesen Gebieten zu Lernen gibt, wie ich finde. In History habe wir im Grunde zwar 'nur' unser Projekt zu einer beliebigen wichtigen Figur in der Geschichte gemacht (ich hab übrigens Sophie Scholl ausgewählt), was ich durch das selbstständige Arbeiten zwar auch gut fand, aber ich bin mir sicher, dass da noch mehr Interessantes gekommen wäre. In Politics haben wir uns mit Themen wie gezwungener Kinderehe, den siebzehn Zielen der UN und weiterem befasst und Präsentationen erstellt, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Vielleicht ist es euch nun auch aufgefallen, wir viele Projekte wir so in letzter Zeit haben (und das waren längst nicht alle), wofür ich sogar eine Erklärung habe (die ich vor nicht allzu langer Zeit herausgefunden habe): Die mündliche Mitarbeit zählt hier nämlich kaum bis gar nicht (ob sinvoll oder nicht, darüber lässt sich streiten) und so wird die Gesamtnote hauptsächlich durch solche Projekte ausgemacht. Und ich Depp frag mich schon seit drei Monaten, warum ich so ziemlich die einzige in meiner Klasse bin, die etwas zum Unterricht beiträgt.
Der Activity Tuesday diese Woche war wahrscheinlich der anstrengendste ever: Den ganzen Tag hatten wir einen Health and Fitness Workshop. Wenn ich's hier jetzt so schreibe, klingt es eigentlich ganz nett, ein bisschen Spaß und Bewegung zwischen dem ganzen Schul'stress', das war's aber wirklich nicht. Nach zwei Stunden Theorie über eine gesunde Ernährung und Hydration (wo die Hauptmessage war, hin und wieder auch mal Gemüse &co. zu essen und natürlich immer schön viel trinken!) ging es für sieben Schulstunden lang mit Stretching, Liegestützen, Crunches, Lunges, Ausdauerläufen und dergleichen weiter. Schreck-lich! Danach den Abend hatte ich Rückenschmerzen. Vielleicht ein bisschen paradox, aber auf jeden Fall Schuld des Activity Tuesdays, oder sollten wir diesen besser in Torture Tuesday umbenennen? Klingt doch auch viel besser.
Und dann war eigentlich auch schon wieder Wochenende, aber mit Ausschlafen war am Samstag wieder nichts, weil ich schon früh morgens mit Jette runter zum Strand bin, um Bilder vom Sonnenaufgang zu machen und es hat sich gelohnt, auch wenn ich bewundere, dass ich bei der Kälte meine Finger überhaupt noch bewegen konnte. Mittags bin ich noch mit Freundinnen mit dem Bus nach New Ross gefahren bin, um uns dort das Dunbrody Famine Ship anzuschauen. Auf der geführten Tour haben wir ziemlich viel gelernt - ich kann ja versuchen zusammenzufassen, was die Aufgabe des Schiffes war: Der eigentliche Zweck war nämlich, im 19. Jahrhundert Waren wie beispielsweise Baumwolle aus den USA zu holen, doch als in Irland eine Art Krankheit bei den Kartoffeln entstand, die sie nicht mehr essbar machte, mussten ganze Familien ihre Existenz aufgeben und haben dieses Schiff genommen, das ihre einzige Hoffnung auf ein besseres Leben (oder wohl eher Überleben) war, obwohl viele von ihnen nicht mal wussten, was oder wo Amerika ist. Mit 200 anderen Personen, aber komplett eingeengt, ist man dann sieben Wochen (!!!) über den Atlantik geschifft, bis man dann endlich angekommen war, in einem komplett fremden Land. So ging dann über die Jahre die Bevölkerung Irlands von sechs auf drei Millionen zurück (und die Fünf-Millionen-Einwohner-Marke wurde erst letzen Monat wieder erreicht). Heftige Geschichte. Das Schiff war natürlich nur eine Kopie des ehemaligen, jedoch total realistisch nachgestellt und die Schiffsglocke ist tatsächlich noch Original - das einzige, was geblieben ist. Den ganzen Tag war es auch wieder unglaublich kalt, weswegen wir danach noch in die paar Geschäfte in dem Dörchen gegangen sind, während wir auf den Bus gewartet haben.
Sonntag wurde es mit dem Wetter auch nicht besser, eigentlich im Gegenteil, denn jetzt hat es auch noch geregnet. Aber (auch in Irland) gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung - so oft ich diesen Spruch schon gehört und meine Augen dabei verdreht habe, irgendwas ist doch dran. Also habe wir, Jettte, meine Gastfamilie und ich, uns warm (sehr warm) eingepackt und sind zu den Mahon Falls gefahren, ein großer Wasserfall in den Comeragh Montains. Diesmal sind wir nicht hochgewandert, das war nämlich auf einer anderen Seite, sondern ein Stück mit dem Auto gefahren (alles in allem war es eine halbe Stunde bis dort) und von dort aus ein Stück gelaufen, bis wir da waren. Die Landschaft und der Ausblick waren einfach unglaublich und haben mich mal wieder daran erinnert, wie wunderschön Irland ist und dass ich die komplett richtige Wahl mit dem Land für meinen Auslandsaufenthalt getroffen habe. Zurück zu Hause im Warmen haben wir direkt den Kamin angezündet und mit Heißer Schokolade und ein paar Folgen Friends den Tag ausklingen lassen.